Ich bin so grauenhaft genervt, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen. Egal wo man hinguckt, das Pferd muss ständig was zwischen die Kiemen kriegen, nicht, dass es verhungert. Selbst, wenn es nur rumsteht. Zur Belohnung, für Zwischendurch, als Glücklichmacher, einfach für alles! Komplett ohne Anlass. Wir reden ja nicht über Klickertraining oder wirklich ernsthafte Probleme. Sondern den normalen Umgang. Als wäre das Pferd etwas, das nur mit Futter als Benzin angetrieben werden kann. Und sobald ihm der Sprit ausgeht (vielmehr dem Reiter) geht dann nix mehr. Ja, toll!
Ich weiß nicht, wie das bei euch war, aber als ich das Reiten angefangen habe (so als kleines Pferdemädchen), war mein erster Kauf natürlich auch eine Packung Leckerlie. Die hat man meist als erstes von seinem eigenen Taschengeld bezahlt und wusste somit auch, was die so kosten und man hat dem Pferd vielleicht vor dem Reiten eins gegeben und nach dem Reiten, als Zeichen, dass es seinen Job gut gemacht hat (und vor dem Reiten als kleine Bestechung, die einen von den anderen Reitschulkindern abhebt). So eine Tüte (Grammgenau abgewogen) hielt lange und wenn keine mehr da waren, sagte man ganz verzweifelt: “Mamaaaa, ich brauche aber noch Leckerlies, fahr mich zum Reitladen”.
Das war’s dann aber auch. Von besagter Tüte lebte man lang. Ich habe derzeit einen Eimer mit Leckerlies. Die wollte der dicke Mann haben. Wegen mir müssen da gar keine rein, aber er gibt den Pferden gerne was zu Naschen, umso lieber haben beide ihn (und wie günstig, er kann das Pony immer fangen, das weicht ihm nicht von der Seite, sobald er irgendwo herumsteht).
Jetzt muss natürlich nicht jedes Pferd beständig auf Leckerlies verzichten, aber es muss auch nicht ständig nachgefüttert werden. Was die alles bekommen! Wahnsinn. Für jeden Pups wird plötzlich in der Reithalle angehalten (gerne auf dem ersten Hufschlag), während dahinter dann halt alle mal bremsen müssen. Der Sprit ist aus, Pferd hat zwei Galoppsprünge getan, jetzt erst Mal ein Leckerlie. Auch Spazieren gehen geht nicht ohne einen Eimer Leckerchen. Letztens lief eine Dame bei uns durchs Dorf, die beständig das Pferd fütterte, während ich an ihnen vorbeifuhr. Was macht die, wenn die Leckerlies leer sind? Pferd parken, neue holen?
Auch mitten in der Arbeit wird plötzlich stumpf gestanden und gefüttert. Gar nicht mehr als positive Verstärkung, manche erkaufen sich so ein “liebes” Pferd. Gut, geht halt auch mal nach hinten los und aus dem lieben Pferd wird ein beißendes Pferd. Ich hab auch mal gedacht, ach, mit Leckerlie krieg ich den Todesstern zuverlässig zum Putzplatz (die hatte ja spontane Weglauftendenzen). Jo … und einmal vergessen, weg ist sie. Das löst NICHT das Problem. Oder zumindest dieses nicht. Ah, du hast nichts? Dann bleibe ich auch nicht. Tschüssi. Leckerlies KÖNNEN helfen. Aber wie bei allem: Zu viel davon ist sinnlos, teilweise auch gefährlich. Mal davon ab, dass Leckerlies halt auch kein gesunder Snack für Zwischendurch sind, so können Reiter damit auch völlig falsche Sachen verstärken. Ich denke gerne an die Lady zurück, die ihr Pferd in der Box vollstopfte und überschwänglich lobte. Pferd schloss daraus: Ah, ich soll hierbleiben. Ja, dann mache ich das doch mal. Ob sie jemals wieder die Box verlassen hat? Man weiß es nicht.
Foto: Glotzt so herum. Wahrscheinlich weil er so selten Leckerlies bekommt.
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