Pferde – romantische, stille Geschöpfe die irgendwo herumstehen, ihre Mähnen im Wind wehen lassen und majestätisch aussehen. Wenn man irgendwelchen Schmökerschinken und Ostwindreitern denn glauben will. In Wahrheit sind Pferde laute Kreaturen, die schmatzend und stampfend Krach für zehn Hottentottenherden machen. Ohne Witz! Pferde sind höchstens dann entspannend, wenn sie die Luft anhalten und auf Sand stehen und sich dazu nicht bewegen. Zumindest von der Geräuschkulisse her.

Denn Pferde wiehern. Nicht als hauptsächliches Geräusch, aber sie wiehern eben. Und das hat auch mal durchaus dieselbe Frequenz wie ein kaputter Laubbläser. Zumindest ist es genauso laut. Mit Vorliebe wiehern Pferde dann, wenn man neben ihnen steht. Mit Vorliebe ins Ohr. Dieses wunderbare Gefühl, wenn das Klingeln endlich nachlässt – unbeschreiblich. Außerdem gibt es natürlich unterschiedliche Fraktionen von Wiehern. Meiner zum Beispiel klingt immer etwas heiser. Und der wiehert auch mit voller Inbrunst, bis die Schwarte kracht. Der kann das nicht leise. Er schreit und schreit und als ich ihn gekauft hatte, habe ich wirklich überlegt, ob man den nicht wegen Schreierei zurückgeben könnte … meine Ohren! Ich habe meinen ersten Monat mit ihm halb taub verbracht. Ist ja ein entsetzlicher Kleber gewesen.

Dann sind da noch Stuten. Die können sich unterschiedlich unterhalten. Die Fiepsen wie Delfine. Delfine mit starker Sprachbehinderung. Dazu gibt es auch noch hysterisches Kreischen. Wenn zum Beispiel das Futter nicht schnell genug Beifuß steht. Oder wenn jemand komisch guckt. Oder scheiße aussieht. Oder ein Pferd drei Kilometer zu nah an der Stute dransteht. Wir wissen ja – die Ladys sind wahre Monster.

Außerdem haben manche Pferde einen kleinen Bären verschluckt. Die Brummeln. Vielleicht sind die auch Fledermäuse und das ist schon im Ultraschallbereich, weswegen wir Menschen nur einfach nichts hören – denn die brummeln halt so vor sich hin. Hört man manchmal nur, wenn alles andere im Stall gerade die Luft anhält. Die Brummer haben trotzdem ständig was zu erzählen. Unser Pony nebenan ist so ein Kandidat. Man geht an der Box vorbei: „Brumm …“ – „Ja, bitte?“ – „Brumm …“ Der kann nicht ohne „Worte“. Er sagt immer irgendwas, sobald man sich ihm nähert.
Die Dame daneben ist Model Brummquietsch. Sie kann beides und macht auch beides. Ständig. Manchmal steht sie auch nur brummelig muffelnd in der Ecke und schmollt, weil man ihr nicht genügend Aufmerksamkeit zukommen lässt.

Damit wären doch alle Geräusche jetzt abgefrühstückt, die so ein Pferd macht? Nein, natürlich nicht! Zunächst: Pferde haben Hufe. Und die benutzen sie auch um Geräusche zu erzeugen. Gerne auch bewusst. Dann der nächste Knackpunkt: Manche haben ja auch Eisen. Damit das erzeugte Geräusch gleich tausendfach verstärkt wird.
Kennt ihr das? Himmlische Ruhe im Stall, genießerisch schließt man die Augen und dann kommt da dieses: „Krrrrrrchz“ Geräusch? Rhythmisch, immer wieder? Ja, das ist ein Pferd das bettelt. Und hat es Eisen macht es dabei „Klong!“ Mit Schmackes. Wenn einer niest geht es in Deckung, aber hier so tun, als würde es sonst privat ein paar Nazgûl frühstücken, oder zumindest mit denen Richtung Auenland reiten. Und dann der Sommer erst. Da wird gestampft. Wie eine Horde Elefanten. Besonders wenn man knapp mit den Füßen daneben steht und so einen richtig schönen Schreck bekommt.

Jetzt haben wir aber doch alles durch, oder? Nein! Was ganz wichtiges fehlt ja noch. Neben Schnauben, Schnorcheln und Tröten (Sonderformen für totale Entspannung bis hin zu: „Scheiße, dieser Ziegelstein frisst Pferde!“). Na, logisch: Pupsen.
Männer lachen grundsätzlich lauter über Pupswitze als Frauen. Falls euer Freund also das Pferd nicht so wirklich toll findet oder es im Stall unspektakulär findet: Lasst ihn einfach nur lange genug beim Pferd, damit er hören kann, wie es völlig ungeniert rumpupst. Am besten während des Trabs, das gibt eine lustige Melodie. Fast jeder Mann liegt lachend am Zaun und ist bestens entertained. Uns Reitermädels entschlüpft dann manchmal nur ein: „Sau“. Meist ignorieren wir das Rumgefurze. Es sei denn, die zielen damit auf uns.

Foto: Pupst verdächtig wenig für so’n Pferd.