Glaubt ihr nicht? Ist aber so. Das fängt bei Facebook an. Ein Post hat drei Zeilen. Eines davon ist die Frage. Die Informationen, die in den zwei Zeilen zuvor stehen, werden ignoriert. Komplett. Erlebe ich gerade wieder beim Sattelverkauf. Wie lang ist der Sattel? – Was steht denn da? Ja, da guck! Äuglein auf! Trotzdem werde ich gefragt, wo der Sattel sich befindet (steht in der Anzeige). Oder was er kostet (steht in der Anzeige). Und wie lang er ist, werde ich dann noch zweimal gefragt (ist es müßig zu erwähnen, dass das IMMER noch in der Anzeige steht?).
Auch wenn es um Probleme oder konkrete Fragen geht, sagen Reiter gerne so was wie: “Nimm erst mal Reitunterricht?” – wenn das Thema ist: “Mein Pferd geht oft in der Reitstunde durch, mein Trainer sagt, ich soll darüber wegsehen und weiterreiten.”

Sie können also entweder nicht lesen, oder sie sind einfach unaufmerksam. Letzteres, wie unsere nächsten Fallbeispiele zeigen. Denn Pferde sind halt immer toll … Also immer gerade besonders das, was man jetzt in diesem Moment hat. Manchmal auch nur sieht. Ein bisschen wie bei Katzen, die ja auch einfach vergessen, dass etwas da war, wenn man es aus ihrem Blickfeld nimmt.
Denn anders kann ich mir nicht erklären, wie man dreimal in der Woche ein neues Seelenpferd haben kann. Geht aber. Reiter können das. Bisschen wie bei Teenagern, die jede Woche was von ihrer großen Liebe posten. Leider sind das bei den Reitern nicht unbedingt Teenager, die das schreiben, sondern gestandene Frauen und Männer mitten im Leben.

Auch sonst … und da muss ich mich wohl selbst inkludieren – man legt etwas an die Box. Man arbeitet mit dem Pferd, stellt es auf die Weide, macht die Box sauber und fährt nach Hause. Das, was man dort hingelegt hat, das liegt auch bis zum Sankt Nimmerleins Tag da. Wenn es nass wird – Shit happens. Es ist nicht im direkten Sichtfeld des Reiters, also ist es weg. Ich sage ja, Reiter sind wie Katzen.
Das geht über Trensen, Sättel, aber manchmal sogar ganze Pferde, die am Putzplatz oder auf der Weide vergessen werden. Termine können sie sich merken. Aber wo sie ihr Putzzeug hinräumen, das Halfter hinhängen, oder dass sie ihre Schabracken zum Waschen mitnehmen wollten, das klappt nicht. Verstehe nicht warum. Bin aber selbst Betroffene, daher laufe auch ich professionell nebenberuflich meinem Zeugs hinterher. Vorgestern habe ich zwei Schnallen von meiner Trense abgemacht. Gestern lagen die dann also immer noch am Putzplatz. Hat immerhin keiner weggeworfen.

Auch in der Reitstunde merkt man, dass Reiter nicht die aufmerksamsten sind. Anders kann ich mir nicht erklären, warum Reitlehrer gebetsmühlenartig dieselben Dinge herunterleiern müssen, weil der Reiter es ständig vergisst: “Kinn runter.” “Hand runter.” Generell die meisten Dinge runter. Reiter sind aber eindeutig so aufmerksam wie der Goldfisch im Glas, also vergessen sie es nach einem halben Zirkel wieder. Eigentlich sind Reitlehrer laufende Erinnermichs, wie aus Harry Potter. Praktisch wären die auch fürs Büro, wenn die hinter einem stehen würden, um zu sagen, dass man jetzt mal kein Hohlkreuz machen soll und wie man überhaupt auf diesem Stuhl sitzt. Das ist ja ekelhaft!

Auch beim Einkaufen sind Reiter unaufmerksam. Oder sie wollen nicht aufmerksam sein, das könnte natürlich auch des Pudels Kern sein. Denn sie kaufen so viele Dinge doppelt. Oh, eine Gerte. Oh, eine Schabracke. Oh, ein Hufkratzer. Denn den, den sie gestern noch hatten, den finden sie gerade nicht wieder. Damit ist er unwiederbringlich weg. Dass er vielleicht der Tatsache zum Opfer gefallen ist, dass der Reiter wieder im Katzenmodus war und einfach Zeugs munter im Stall verteilt hat, darauf kommen sie nicht.
Findet der Hufkratzer dann auf wundersame Weise seinen Weg zurück haben sie eben zwei. Oder drei. Oder siebzehn!

Foto: Fluffig unterwegs