Eigentlich gehört der Spruch zum Roulette, aber er tut’s auch für den Reiter. Denn irgendwann wird der Reiter merken, Shit, genau so ist es. Meist geht das einher mit einem Pferd. Für das man vielleicht noch nicht bereit ist – aber auch, weil man einfach keinen Nerv darauf hat. Jedenfalls kommt eines Tages dieses eine Pferd und man denkt sich: Boah, Hilfe … da geht echt gar nichts. Wenn einem die Grenzen von einem Vierbeiner aufgezeigt werden, dann wird ja erst Mal der Ehrgeiz des Reiters geweckt. Schließlich kann man eigentlich ja ganz gut reiten. Eigentlich. Aber auf diesem Pferd fühlt man sich wie der letzte Mensch. Oder der erste Reiter überhaupt, der gerade entdeckt hat, dass man Pferde auch zum rumjuxen benutzen kann.

Wirklich schlimm wird das vor allem dann, wenn wir jemand anderen dieses Pferd schon mal haben reiten sehen … sieht doch so einfach aus. Sogar richtig gut. Na, dann bin ich jetzt mal dran. Schulpferdreiter und Berufsreiter kennen das Phänomen eher, andere Leute eher vom Pferdetausch. Bei mir war das zum ersten Mal der Wechsel: Todesstern auf S-Dressur-Omma. Dass ich nicht vom Pferd gefallen bin, war dann auch echt alles. Nicht, weil die Omma irgendetwas gemacht hätte. Die verstand mich nur einfach nicht. Alles war too much (denn beim Todesstern muss man ja auch alles überdeutlich ankündigen: Achtung, wir reiten jetzt eine Volte. VOLTE. VOOOOOLTE!!!! Klopf, klopf … Hallo?). Bein ran, Stute trabt aus dem Stand im Mitteltrab davon. Ich noch gar keine Bügel. Hilfäää. Durchpariert, Pferd rennt rückwärts. Was ist nu kaputt? Naja … ich eben.

Könnt euch meine sadistische Reitlehrerin vorstellen, als sie das Theater sah: Spontanes Pferdewechseln inklusive. Hauptsache ich ritt die Omma anständig – wann und wie: Egal. Aber ständig lauerte sie mir auf: „Hier! DU musst!“ Blöd. Aber gelernt habe ich ja was. So ist es ja nicht.

Trotzdem ist natürlich die Quintessenz die: Der Reiter wird überhaupt nicht gerne daran erinnert, was er nicht kann. Und noch viel weniger gern stößt er an seine Grenzen. Psychisch wie physisch. Dennoch, wenn man häufiger Pferde wechselt, passiert das eben. Es sollte uns ein Warnschuss sein. Offensichtlich brauchen wir mehr Verständnis, mehr Unterricht, mehr Verbesserung, mehr Selbstreflektion. Oder mehr Eier. Auf der Arbeit zum Beispiel … da gab es dieses nette Pferdchen. Das sah ganz einfach aus bei meinen Kollegen. Bei mir nicht. Unreitbar … also für mich. Egal was ich tat, es war falsch und zu allem Überfluss stieg die auch noch Kerzengerade. Ne … Das mach ich nicht mehr. Dafür übernahm ich die Irre von der Kollegin. Trotz einer kleinen Meinungsverschiedenheit (die mit Tierarzt und Facharzt -für mich endete), kein Problem. Die stieg übrigens auch gerne mal. Keine Ahnung, was da nicht ging.

Manchmal sind wir also einfach nicht kompatibel. Manchmal kann man sich natürlich auch durchbeißen. Und manchmal kann man das auch getrost lassen. Es muss ja nicht alles zusammenpassen. Und wiederum manchmal genügt man den Ansprüchen des Pferdes noch nicht. So wie ich bei der S-Dressur-Omma. Die war so einen Bauerntrampel mit Todesstern Manieren nicht gewohnt. Die hat mich bestimmt nicht leiden können. Wie ich da völlig überfordert durch Husten nur angaloppiert bin. Ungut, wenn man einen Schnupfen hat, das kann ich euch verraten.

Wirklich fies wird der Zustand allerdings erst, wenn es das eigene Pferd betrifft. Wenn das so viel mehr kann als man selbst und man nicht hinterherkommt. Wenn man alles nur „falsch“ macht, während die Reitbeteiligung, der Beritt oder sonstwer schon viel weiter sind. Da kann man selbst noch so viel üben – manche Dinge können wir nicht leisten. SInd ja schließlich nicht alle zum Profi geboren, der jedes Pferd spontan so fördern kann, wie es ihm entspricht. Natürlich können wir uns annähern. Aber irgendwann kann eben auch der Punkt kommen, an dem es nicht mehr weitergeht. Müssen wir akzeptieren. Manche Leute verkaufen das Pferd, andere begnügen sich damit, dass jemand das Pferd fördert und sie selbst nur ein bisschen schaukeln gehen. Ist alles okay.

Wir können die Chancen nutzen, die uns Pferde geben, welche wir noch gar nicht reiten können. Allerdings sollten wir auch die Eier haben, uns einzugestehen, wenn wir uns übernommen haben. Ist gar nicht schlimm. Echt nicht.

Foto: Mit dem kann man sich zum Glück nicht übernehmen.