Es begab sich in einer Zeit vor dem Internet, dass der Mensch irgendwann fand, dass Tierschutz absolut sinnvoll ist. Dem Grundgedanken stimme ich zu. Aber selbst in den turbulenten 90ern gab es sie schon – die Spinner unter den Tierschützern. Die, die sich in Pardubice vor den Taxisgraben werfen und damit wissentlich in Kauf nehmen, dass Pferde stürzen. Und eigentlich wollten sie die Tiere doch vor diesem Schicksal bewahren? Na, Hauptsache wir haben demonstriert. Solcher Irrsinn wird die Menschen garantiert zum Umdenken zwingen. Oder die, die aus falsch verstandener Tierliebe Kastration unnatürlich finden – dieses ganz natürliche Verhalten von Hund Pferd und Katze führt zwar zu neuen ungewünschten Tieren, denen es schlecht geht, aber das ist ja völlig egal.
Ganz ehrlich, da fehlt mir jegliches Verständnis. Ich finde Tierschutz toll. Aber ich hasse es, wenn sie militant sind und mit Propaganda arbeiten. Das kennen wir doch … drittes Reich, IS, Propaganda ist für mich immer das Sprachorgan der Idioten. Weil Tatsachen scheinbar nicht reichen. Da kriegt man ja keine Kohle, um sich vielleicht beim nächsten mal den langen Weg nach Aintree oder Auteuil leisten zu können und sich da noch vor ein paar besonders schwere Sprünge zu stellen, oder die nächste Demo vor Mc Donalds abhalten zu können.

Und wie sie sich auch immer als gute Menschen darstellen. Nur ihr Weg ist der Richtige, alles andere ist falsch und böse. Und sie erklären auch nicht unbedingt, warum das böse ist, sie zeigen nur mit dem Finger auf dich und hauen dir verbal die Keule um die Ohren.

Aufklärung wäre wichtig. Warum soll man weniger Fleisch essen? Warum sollte man sich mal ansehen, wie Tiere im Schlachthof gehalten werden? Warum sollte man Streunerkatzen kastrieren? Warum sollte man dies nicht, oder jenes nicht. Es wird nicht vernünftig erklärt. Sondern der Dumme, der nicht den eigenen Weg geht, DER muss belehrt werden. Ganz von oben herab. Denn es gibt nur einen Weg, den der militanten Tierschützer.

Vom Gegenteil lassen sie sich auch nicht überzeugen. Weist man sie auf inhaltlich falsche Tatsachen hin, mit dem sie ihre Propaganda betreiben, haben sie immer viel mehr Ahnung als du und du bist sowieso böse, weil du ja nicht dazu gehörst.
Von veganen Ernährungsmethoden für Tiere wie Hund und Katze will ich gar nicht anfangen. Oder Anti-Ledersattel, wir reiten mit unpassendem Wintec durchs Land. Gerne reiten sie auch nicht. Haben aber Pferde und schnauzen jeden dafür an, der es tut. Warum? Weil sie sich scheinbar nicht anders als vorwurfsvoll artikulieren können.

Sie denken auch nichts zu Ende. Jubeln hier, weil in Mexiko keine Wildtiere mehr in den Zoos auftreten dürfen, dank zig Petitionen. Jetzt sollen die Tiere alle getötet werden … na, wer hätte da denn drauf kommen können?
Was passiert denn, wenn kein Mensch mehr Hühnchen isst? Dann sterben die aktuell überflüssigen auch, weil keiner die Biester mehr braucht. Es gibt mehr Hühner als Menschen auf dieser Welt! Die werden garantiert nicht freigelassen.

Wenn ich jemanden überzeugen möchte, seine Meinung zu ändern, dann bleibe ich in der Regel höflich und nett. Weil ich ja möchte, dass er meine Meinung annimmt. Ich liefere sachliche Argumente, die inhaltlich richtig sind, ich pauschalisiere nicht und schildere alles. Und dann hoffe ich, dass derjenige meine Sichtweise verstehen kann. Im besten Fall wird er seine gleich mit überdenken.
Wenn man aber lügen, betrügen, fälschen, pauschalisieren muss, um Menschen gegen ein Thema aufzubringen, das in Wahrheit vielleicht gar nicht so schlimm ist (oder nicht mehr, weil sich tierschutzmäßig schon eine Menge getan hat), dann ist daran für mich einfach nichts richtig und die Leute gehen sowieso in Abwehrhaltung, wenn sie nur mit Vorwürfen überschüttet werden. Wären wir wieder bei Propaganda …

Besonders übel ist es dann, wenn sie wieder mal etwas aufdecken und Menschen beleidigen, zu Hetzkampagnen gegen sie aufrufen und Leuten den Tod wünschen, bzw. androhen. Das geht für die voll in Ordnung. Am besten in Ländern, wo die Menschen einfach gar nicht so aufgeklärt sind. Wenn man die beleidigt, werden die einem bestimmt zuhören … ganz sicher!

Und die Kritischen werden jetzt natürlich fragen? Wofür engagierst du dich denn? Die Wahrheit ist: Für nichts. Zu viele dubiose Sachen haben mir eindeutig den Mut vergrault, geldlich irgendein Tierschutzprojekt zu unterstützen. Ich gebe überhaupt nur Geld, wenn ich die Leute und ihre Projekte kenne und dahinterstehen kann; Und selbst damit kann man oft genug auf die Nase fallen.

Und ganz sicher gebe ich, selbst wenn sie 100% den Erlös in die Tiere stecken würden, den Tierschützern nichts, die es nötig haben, ihre Spendengelder mit den oben genannten Mitteln einzutreiben. Das bestärkt sie nämlich in ihrem Tun.

Was ich toll fände? Aufklärenden Tierschutz ohne Zeigefinger. Ohne Pauschalisierungen. Individuell, auf Thema, Tier und Mensch abgestimmt. Das wäre schön.

Foto: Habe das Rennpferd mit Persil gewaschen. Bisschen ausgeblichen und geschrumpft. Holt den Tierschutz! Der Sattel passt nicht!