Letztens wurde ich das von einer empörten Dame gefragt, weil ich ja Arschlochpferd sage. Dabei hat das eine doch mit dem anderen gar nichts zu tun. Der spricht ja schließlich kein Deutsch als Engländer. Hauptsache, ich sage das im selben Tonfall wie: „Leckerlecker!“, dann ist für ihn alles tutti. Tja, Pferde sind eben sehr simpel gestrickt, das ist halt so.

Warum sollte ich mein Pferd denn nicht mögen? Wenn ich es nicht mögen würde, dann hätte ich ihn nicht mehr. Ich mag viele Dinge an ihm. Und nichts davon ist seelenpferdig oder irgendwie a la:
„Mein Pferd ist immer für mich da, wenn ich es brauch!“ – isser nicht, habe ich im Selbstversuch getestet. Kam zum Beispiel nicht, als die Bahn Verspätung hatte, um mich abzuholen. Hat geregnet, war unschön. Ans Telefon geht der auch nie. Und er ist auch nicht Balsam für die Seele. Oder der Traum meiner schlaflosen Nächte.
Ich finde ganz kleine Dinge an ihm toll. Und die summieren sich auf ein: „Hab ich angeleckt, gehört mir.“

1. Ich mag es, dass ich ihn als Putzzeugablage verwenden kann. Primär kann man das deswegen, weil er ja freiwillig am Boden sich nicht bewegt. Da steht er, wie eine Statue. Demnächst mach ich Brunch da drauf.

2. Ich mag es, dass er sich aus Arbeit herauswieselt. Das macht er so nett, dass ich immer darüber lachen muss.

3. Ich mag es, dass man mit ihm überall alleine hingehen kann. Das ist so unglaublich entspannend, daran habe ich wirklich nicht geglaubt, als ich ihn gekauft habe. Wir wackeln überall alleine hin. Auch wenn wir da noch nie vorher waren.

4. Ich mag es, dass man mit ihm Gas geben kann. Aber so richtig. Da ist nichts mit Larifari Galopp und: „Was gibt es eigentlich dahinten?“ – er ist konzentriert und schnell.

5. Ich mag es, dass er immer mal wieder guckt, ob ich noch da bin. Wann immer ich anhalte, dreht sich der Kopf und er guckt mich an. „Ah … ist die immer noch da. Mist.“

6. Ich mag es, dass er grundsätzlich problemlos reingeholt werden kann. Kein Hinterherlaufen, kein Strick nötig, der geht immer mit. Im Gegensatz zum Pony!

7. Ich mag es, dass er relativ schnell Frieden mit dem Ist-Zustand macht. Da steht jetzt was Doofes auf dem Platz? Hach, na gut … ist auch zu anstrengend sich jede Runde darüber aufzuregen. Natürlich regt er sich auf, inklusive große Vollblutshow – aber er kommt immer wieder runter.

8. Ich mag es, dass er zu doof zum Buckeln mit Reiter ist. Hey, wer fällt schon gern vom Pferd? Ich jedenfalls nicht. Ich mag das. Das würde ihn viel zu sehr aus der Balance bringen und er mag nicht auf die Nase fallen. Im Winter ist das einmal ohne Reiter passiert … hu! Hilfe. Das war fies. Armes armes Pferd.

9. Ich mag es, dass er auf Ohrenrubbeln steht. Drei Stunden Ohrenrubbeln sind absolut entspannend und das Pferd ist anschließend geschmolzen.

10. Ich mag es, dass er für manche Lektionen 0 Verständnis hat. Pahahahaha … was hab ich ewig versucht, ihm spanischen Schritt beizubringen. Aber es scheitert schon am antippen und Huf heben. Nimmt man die Hand, wird das Bein gehoben. Nimmt man eine Verlängerung, versteht er es nicht. EGAL was man veranstaltet. Hüpfen, schreien, im Kreis springen – nix. Und dann guckt er noch so doof.

11. Ich mag es, dass er überall stehenbleibt, wenn man neben ihm steht. Der Zahnarzt kommt? Kein Thema – aber festbinden? Nö. Wofür? Da steht er dann mit der Saw-mäßigen Maske und bleibt da auch.

12. Ich mag es, dass er auf Kleintiere reagiert. Kaninchen auf der Weide? Wer wackelt da wie ein Jagdhund hinterher? Pferd. Mit gesenkter Nase. Elstern im Gebüsch? Wer muss reingucken? Pferd. Wer findet Igel im Stoppelfeld? Pferd. Wer leckt an Katzen? Na, logisch, auch Pferd.

So – jetzt seid ihr dran. Aber kein Ostwindscheiß!

Foto: Bekommen bald Schwimmflügelchen.